Hast du dich eigentlich schon mal gefragt, wo und wie Schmerzen überhaupt entstehen? Nein? Dann werden dich die folgenden Ausführungen sicherlich überraschen!
Ich beginne mit der Geschichte vom Koch und dem Star-Pianisten. Der Koch schneidet sich in der Küche in den Finger. Schnell klebt er sich ein Pflaster auf die Wunde und schnibbelt problemlos weiter. Einem Star-Pianisten passiert in der Küche ebenfalls dieses Missgeschick. Auch er verletzt seinen Finger beim Schnibbeln auf exakt die gleiche Weise. Schnell gerät er in Panik und versucht seine Wunde zu verbinden. Es schmerzt so sehr, dass er den Finger kaum noch bewegen kann. Sein großes Konzert am nächsten Tag muss abgesagt werden!
Wie ist das möglich? Beide haben doch exakt die gleiche Verletzung! Während der Koch mit einem Pflaster normal weiterarbeitet, erleidet der Star-Pianist starke Schmerzen und kann seiner Arbeit nicht mehr nachgehen. Beide haben doch Schmerzrezeptoren im Finger, die das Schmerzsignal an das Schmerzzentrum ins Gehirn senden: Wie kann es da einen Unterschied im Schmerzerleben geben?
Nun, weil weder Schmerzrezeptoren im Finger noch ein Schmerzzentrum im Gehirn existieren! (An der Schmerzverarbeitung sind übrigens quer durchs Gehirn ganz verschiedene Bereiche beteiligt und weil sie eigentlich ganz andere Hauptaufgaben haben und die "Schmerzarbeit" noch zusätzlich erledigen müssen, kommt es bei Schmerzen dann oftmals auch noch zu weiteren Begleiterscheinungen, da diese Bereiche ihren eigentlíchen Job nicht zu 100 Prozent erledigen können.)
Das Gehirn sammelt ununterbrochen Informationen, die es von außerhalb und von innerhalb bekommt. Von außerhalb liefern beispielsweise die Augen, Ohren, Hände, die Nase und der Mund dem Gehirn Informationen. Der Vagusnerv versorgt unser Gehirn mit Informationen darüber, wie es unseren Organen im Inneren unseres Körpers geht und schließlich liefern auch unsere eigenen Gedanken dem Gehirn wertvolle Informationen. Die einzige Aufgabe des Gehirns besteht darin, das Überleben seines Menschen zu sichern. Daher stellt es sich permanent die Frage: Sind die Informationen, die ich erhalte, sicher? Kommt das Gehirn nach Auswertung der Informationen zu dem Schluss, dass alles sicher ist, dann geht es uns gut. Fällt das Urteil allerdings negativ aus, dann wird das Gehirn einen entsprechenden Output in den Körper senden. Möglicherweise können wir uns dann nicht mehr so gut bewegen oder wir sehen schlechter oder haben weniger Kraft oder uns wird schwindelig oder uns wird übel oder wir bekommen Schmerzen!
Das erklärt die Sache mit dem Koch und dem Star-Pianisten. Der Koch hat sich sicherlich schon oft den Finger verletzt. Das gehört zu seinem Beruf dazu. Sein Gehirn hat die Erfahrung bereits gemacht und weiß, dass sein Mensch nicht wirklich in Gefahr ist. Das Gehirn lässt den Koch normal weiterarbeiten, nachdem ein Pflaster auf die Wunde geklebt wurde. Anders sieht es beim Star-Pianisten aus. Sein Gehirn hat keine Erfahrung mit Schnittwunden am Finger. Es erhält die Information, dass etwas sehr schlimmes passiert sein muss und die Finger sind für das Konzert unabdingbar. Die Karriere steht auf dem Spiel! Panik bricht aus... Das Gehirn kommt zu einer negativen Auswertung der Informationen und veranlasst ordentliche Schmerzen im Finger.
Was können wir daraus lernen?
Der Schmerz hat eine Warnfunktion. Das Gehirn signalisiert seinem Menschen, dass etwas nicht in Ordnung ist und er an der jetztigen Situation etwas ändern soll.
Schmerzen entstehen nicht im Körper. Sie entstehen nur im Gehirn!
Das erklärt übrigens auch die Frage, warum es Menschen gibt, die selbst bei großen Bandscheibenvorfällen keine Beschwerden haben oder warum Menschen nach einem Autounfall ihre Schmerzen erst dann spüren, wenn sie sich aus dem Auto befreit haben. In lebensgefährlichen Situationen lässt das Gehirn keinen Schmerz zu. Erst muss sein Mensch sich aus der Gefahrenzone heraus in Sicherheit bewegen und erst dann setzen die Schmerzen ein. So verhält es sich übrigens auch bei Soldaten, die auf dem Schlachtfeld angeschossen werden.
Neurozentrierte Strategien setzen daher im Gehirn an: Es wird versucht den Input - die eingehenden Informationen - im Gehirn so zu verbessern, dass sich der Output ebenfalls verbessert.
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