Mittwoch, 24. September 2025

Dopamin & Gewichtsmanagement – wie wir unser „Motivationshormon“ klug nutzen können

 


                                                                      erstellt mit KI

Auf Nahrungssuche in der Steinzeit

Stell dir vor, du lebst vor zehntausenden Jahren. Nahrung ist knapp, und jeder Beerenstrauch oder jedes erlegte Tier kann überlebenswichtig sein. Damit wir Menschen uns auf die oft mühsame Suche machen, hat die Natur ein cleveres System eingebaut: Dopamin.
Immer wenn unsere Vorfahren eine Spur gefunden oder Beeren entdeckt haben, wurde Dopamin ausgeschüttet – das berühmte „Motivationshormon“. Es hat sie nicht satt gemacht, aber es hat dafür gesorgt, dass sie dranbleiben und weitersuchen.

Der Unterschied zu heute

Heute müssen wir nicht mehr durch Wälder streifen oder Wildtiere jagen. Der Griff zur Schokolade oder der Gang zum Bäcker ist um ein Vielfaches leichter. Trotzdem reagiert unser Gehirn noch wie in der Steinzeit: Es schüttet Dopamin aus, wenn wir etwas sehen, riechen oder erwarten, das uns Energie verspricht.
Das bedeutet: Schon die Vorfreude auf das Croissant beim Vorbeigehen an der Bäckerei löst einen Dopaminschub aus – noch bevor wir überhaupt hineinbeißen.

Dopamin ist kein Glückshormon

Oft wird Dopamin als „Glückshormon“ bezeichnet. Genau genommen stimmt das aber nicht. Dopamin ist ein Antriebs- und Motivationshormon. Es sorgt dafür, dass wir losgehen, etwas erreichen oder konsumieren wollen. Glücksgefühle entstehen höchstens indirekt – durch die Erwartung oder durch das kurzfristige Belohnungserlebnis.


Der steile Anstieg – und der tiefe Fall

Problematisch wird es, wenn Dopamin wie eine Achterbahn verläuft:

  • Schneller, steiler Anstieg: z. B. beim Blick auf eine verführerische Tafel Schokolade.

  • Drastischer Abfall danach: Das Gehirn will sofort wieder Nachschub.

Die Folge: Wir essen nicht nur ein Stück, sondern oft die ganze Tafel – und fühlen uns danach unbefriedigt oder sogar schlecht.


Ziel: Ein gleichmäßiger Verlauf

Für ein stabiles Gewichtsmanagement ist es günstiger, den Dopaminspiegel ausgeglichener zu halten. So vermeiden wir extreme Hochs und Tiefs, die uns in Dauerschleifen aus Verlangen und Frust treiben.


Zwei Strategien im Alltag


1. Vorfreude vermeiden

Wenn die Dopamin-Welle gar nicht erst ins Rollen kommt, ist die Versuchung deutlich geringer. Das gelingt zum Beispiel durch:

  • Nicht hungrig einkaufen gehen

  • Süßigkeiten nicht zuhause lagern oder aus dem Sichtfeld räumen

  • Wege bewusst so wählen, dass man nicht am Lieblingsbäcker vorbeikommt


2. Vorfreude bewusst nutzen

Dopamin lässt sich auch gezielt als Motivations- und Genussverstärker einsetzen. Besonders wirksam ist es, wenn du das Kochen und Essen selbst zelebrierst:

  • Schon beim Kochen: Zutaten riechen, abschmecken und bewusst wahrnehmen – das sorgt für kleine Dopaminausstöße.

  • Lieblingsmusik währenddessen hören – noch ein kleiner Schub.

  • Tisch schön decken: mit dem besten Geschirr, einer Kerze und das Essen mit frischen Kräutern als optisches Highlight toppen.

  • Die ersten zwei Bissen langsam genießen – danach ist die größte Geschmacksexplosion im Gehirn ohnehin vorbei.

  • Auch beim Mealprep: Essen schön anrichten, nicht nur funktional abfüllen.

  • Zusätzliche Dopamin-Kicks ohne Essen: beim Kochen an den nächsten Urlaub denken, vor dem Essen an einem ätherischen Öl riechen oder einen Spaziergang in der Natur machen.



                                             
erstellt mit KI


Fazit

Dopamin ist kein Problem – es ist ein geniales System, das uns Menschen seit der Steinzeit am Leben hält. Entscheidend ist, wie wir mit diesem Antrieb umgehen. Wer versteht, wie Dopamin wirkt, kann seine Signale im Alltag bewusst lenken – und so Motivation, Genuss und ein gesundes Gewichtsmanagement in Einklang bringen.

Mittwoch, 17. September 2025

Warum sich Bewegung manchmal wie ein „Überfall“ auf den Körper anfühlt

 


                                                                              Canva


Viele Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Fibromyalgie, hormonellen Störungen oder auch unter Medikamenteneinnahme kennen das Gefühl: Schon ein Spaziergang, etwas leichte Gymnastik oder Treppensteigen können dazu führen, dass der ganze Körper sich anfühlt, als wäre er verprügelt worden. Muskeln schmerzen, Gelenke sind steif, die Erschöpfung ist überwältigend. Doch was steckt dahinter – und wie kann man dem begegnen?

Wer ist betroffen – und warum?

Anders als bei gesunden Sportlern geht es hier nicht um „normalen Muskelkater“. Bei Fibromyalgie etwa verarbeitet das Nervensystem Reize überempfindlich – jeder Impuls wird verstärkt. Hormonstörungen wie z. B. in den Wechseljahren  beeinflussen den Schlaf, die Regeneration und die Schmerzschwelle. Auch Medikamente können Stoffwechselprozesse verändern oder Muskeln schwächen, sodass selbst kleine Belastungen übermäßig anstrengend wirken.

Das Ergebnis: Bewegungen, die eigentlich wohltuend sein sollten, lösen ein massives „Überlastungsgefühl“ aus.

Was passiert aus neurozentrierter Sicht?

Das Nervensystem ist die Schaltzentrale, die jede Bewegung bewertet. Bei chronischen Erkrankungen ist es oft dauerhaft gestresst. Schmerz ist dabei nicht gleichbedeutend mit Schaden – er ist in vielen Fällen ein Schutzsignal.

Das Gehirn entscheidet fortlaufend: „Ist diese Belastung sicher?“ Wenn Unsicherheit besteht, schickt es Warnsignale wie Schmerz, Muskelspannung oder Müdigkeit. Auch Sinnes-Systeme wie Augen, Gleichgewicht und Atmung spielen hinein: Sind sie überfordert, steigt das Stresslevel und der Körper reagiert übertrieben stark.

So entsteht der Eindruck, dass schon kleinste Anstrengungen „zu viel“ waren.

Was kann helfen?

Die gute Nachricht: Es gibt Wege, dem Nervensystem nach Bewegung gezielt Sicherheit zu geben und es zu beruhigen. Dabei geht es nicht um Leistung, sondern um sanfte Signale, die dem Körper vermitteln: „Alles ist in Ordnung.“

Kleine neurozentrierte Übungen nach der Bewegung

Wichtig ist, dass dem Gehirn nach dem Sport über alle Systeme Sicherheit vermittelt wird. Wähle für dich jeweils eine Vagusnerv-Aktivierung, eine Augenübung und eine Gleichgewichtsübung, die du in meinen Kursen postitiv oder neutral getestet hast. Alternativ kannst du die folgenden Übungen durchführen. Mache dann aber unbedingt einen Re-Test. Du solltest keine Übungen machen, die das Unsicherheitsgefühl in deinem Gehirn verstärken!

1. Vagusnerv-Aktivierung: Beruhigende Atmung
Setze dich aufrecht hin, Schultern locker. Atme 4 Sekunden durch die Nase ein, dann 6–8 Sekunden langsam durch den Mund aus – so, als würdest du eine Kerze ganz sanft zum Flackern bringen. Wiederhole 5–10 Atemzüge.
👉 Das verlängerte Ausatmen aktiviert den Parasympathikus, den Ruhemodus.

2. Visuelles System: Sanfte Blickwechsel
Halte den Kopf ruhig und bewege nur die Augen. Schaue 3–5 Mal nach links, dann zurück in die Mitte, danach 3–5 Mal nach rechts. Zum Abschluss sanft blinzeln.
👉 Das entlastet das visuelle System und verbessert die innere Verarbeitung.

3. Gleichgewichts-System: Mini-Balance
Stelle dich auf ein Bein, halte dich bei Bedarf fest. Stehe 10–20 Sekunden, dann wechsle die Seite.
👉 Schon wenige Sekunden fördern das Gleichgewichtssystem und beruhigen das Nervensystem.

4. Schmerzfreie Gelenk-Mobilisation: Gelenkkreise
Bewege eine Schulter oder Hüfte langsam in kleinen Kreisen, immer im schmerzfreien Bereich. 5–10 Wiederholungen genügen.
👉 So bekommt das Gehirn positive Rückmeldungen über sichere Bewegung.

5. Gedanken

Auch deine Gedanken sind ein Informationsgeber für dein Gehirn und spielen bei der Gefahreneinschätzung eine Rolle. Sorge für positive Gedanken während deiner Übungen. Sage innerlich zu dir selbst: "Alle Bewegungen sind gut möglich. Ich bin sicher."

Mini-Routine zum Ausprobieren

  • 1 Minute beruhigende Atmung

  • 30 Sekunden Blickwechsel

  • 1 Minute Balance (rechts/links)

  • 1 Minute Gelenkkreise

In nur 4–5 Minuten kannst du deinem Körper helfen, schneller zu regenerieren und das „verprügelt“-Gefühl zu reduzieren.

Fazit

Wenn du dich nach Bewegung fühlst, als hättest du einen Kampf hinter dir, bedeutet das nicht, dass Bewegung dir schadet. Es ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass dein Nervensystem überfordert war. Mit kleinen neurozentrierten Übungen kannst du ihm Sicherheit geben, Schmerzen abmildern und Schritt für Schritt die positiven Effekte von Bewegung wieder spüren.

Dienstag, 9. September 2025

Wenn der Urlaub vorbei ist: Warum wir uns danach oft schlechter fühlen

 



                                                                                     Foto selbst erstellt


Nach einer erholsamen Urlaubszeit würden die meisten erwarten, dass man voller Energie zurückkehrt. Doch oft passiert genau das Gegenteil: Kopfschmerzen kehren zurück, Rückenschmerzen werden schlimmer, der Schlaf ist unruhiger, und die Stimmung sinkt.

Warum ist das so? Und was sagt die Neurowissenschaft dazu?


Das Phänomen: „Post-Urlaubs-Crash“

Viele Menschen berichten, dass nach dem Urlaub körperliche Beschwerden verstärkt auftreten. Psychologen und Mediziner sprechen von einem Post-Holiday-Effekt: Der Stresspegel scheint trotz Erholung zunächst nicht zu sinken – oder steigt sogar kurzzeitig an. Typische Symptome:


  • Müdigkeit und Erschöpfung

  • Rückenschmerzen oder Muskelverspannungen

  • Kopfschmerzen oder Migräne

  • Gereiztheit, Stimmungsschwankungen

  • Schlafprobleme


Neurozentrierte Ursachen

Unser Gehirn spielt eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung von Beschwerden. Drei Mechanismen sind besonders relevant:

a) Kontrastwahrnehmung

Im Urlaub werden wir oft von einem veränderten Umfeld stimuliert: Sonne, Bewegung, neue Eindrücke. Unser Belohnungssystem (Dopaminbahnen) wird aktiviert, Stresshormone (Cortisol) sinken.
Zurück zuhause wirkt alles „normal“ oder sogar eintönig. Dieses abrupte Absinken von positiven Reizen kann das Gehirn irritieren, und Symptome, die vorher da waren, treten jetzt stärker in den Vordergrund.

b) Sensibilisierung des Nervensystems

Chronische Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Migräne entstehen oft durch eine veränderte Schmerzverarbeitung im Nervensystem. Während wir im Urlaub abgelenkt und aktiv sind, tritt Schmerz in den Hintergrund. Sobald Routine und Stress zurückkehren, werden die Nervenzellen wieder sensitiver, und wir nehmen Schmerzen intensiver wahr.

c) Stressreaktion und Erwartungsdruck

Nach dem Urlaub müssen viele sofort wieder „funktionieren“. Das Gehirn reagiert darauf mit einer Akut-Aktivierung der Stressachse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse). Cortisol steigt an, Herzfrequenz und Muskelspannung erhöhen sich, die Wahrnehmung von Beschwerden intensiviert sich.


Strategien, um dem entgegenzuwirken

a) Sanfte Übergänge

  • Plane die Rückkehr nach Möglichkeit nicht am Sonntagabend, sondern Montag oder sogar mittwochs.

  • Baue leichte Bewegung (Spaziergänge, Dehnen) direkt nach dem Urlaub in den Alltag ein.

b) Bewusste Entspannung

  • Vagusnerv-Stimulation oder progressive Muskelentspannung helfen, die Aktivität der Stressachsen zu senken.

  • Kurze Pausen über den Arbeitstag verteilt verhindern, dass das Gehirn sofort in Alarmbereitschaft schaltet.

c) Sensorische Erinnerung nutzen

  • Kleine Urlaubserinnerungen (Fotos, Düfte, Musik, Geschirr, Lebensmittel) können das Gehirn daran erinnern, dass positive Zustände auch zuhause möglich sind. Das Belohnungssystem wird erneut aktiviert und kontrastiert die Alltagsroutine.

d) Körperliche Beschwerden gezielt angehen

  • Moderate Bewegung reduziert die Sensibilisierung des Nervensystems.

  • Achte auf ausreichenden Schlaf: Im Urlaub verschiebt sich oft der Rhythmus und eine Rückkehr zur Regelroutine ist wichtig.


Fazit

Der Post-Urlaubs-Crash ist kein Zufall – er ist ein neurobiologisches Phänomen. Unser Gehirn reagiert auf veränderte Umgebungsreize, Stress und Schmerzverarbeitung. Wer den Übergang bewusst gestaltet, sich kleine Oasen der Entspannung schafft und körperliche Signale ernst nimmt, kann die Beschwerden deutlich abmildern. Urlaub sollte nicht nur eine Pause sein, sondern eine Brücke zu einem nachhaltig gesunden Alltag.


Wenn Bauch und Kopf weh tun – warum sie oft zusammenhängen

                                                                         erstellt mit KI Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen kennt fast jeder....